Wer denkt, Schönheit sei subjektiv, der irrt! – oder doch nicht?
Endlich durfte ich wiedermal einer Produktion beiwohnen, die mich zum Schreiben reizt: „Der Hässliche“ von Marius von Mayenburg in einer Produktion des Grazer „Theater im Keller“ (TiK) unter der hervorragenden Regie von Gogo Nachtmann.
Das Theaterstück „Der Hässliche“ spielt mit den Bedeutungen und Mechanismen von Schönheit, Macht, Erfolg, Neid, Kommunikation und Individualismus in unserer heutigen kapilatismusgeprägten Zeit. Macht und Erfolg sind an das äußerlich Schöne gebunden; wer schön ist, hat es leichter im Leben. Doch wer bestimmt, was schön ist? Anscheinend die Allgemeinheit, die jenes Ideal an Schönheit selbst nicht zu erreichen vermochte, es aber als Glück und Gewinn bringendes Element anerkennt. Was jedoch, wenn dieses Ziel erreichbar wird? Wenn jeder Person ermöglicht ist, eben diese Schönheit für sich anzueignen. Am Ende des Stücks wird die Uniformität der einzig anerkannten Schönheit zum inneren wie äußeren Konflikt für den nach Individualismus strebenden Einzelnen. So weit so spannend!
Gogo Nachtmann führt uns vor, wie schnelles, modernes, unterhaltsam wie nachdenklich stimmendes Theater intelligent umgesetzt werden kann. Auch wenn die Figuren stark kabaretistisch überzeichnet wirken und oft für humorvolle Szenen sorgen, sie sind nur allzu bodenständig und vermitteln einen brutalen Realitätsbezug; sie sind uns nur zu gut bekannt! Regie und Schauspieler treffen voll ins Schwarze. Teilweise in rasant wechselnden Doppelrollen beeindrucken (alph.) Alfred Haidacher, Christian Krall, Alexander Kropsch und Andrea Schramek den ganzen Abend hindurch. Als besonders gelungen empfand ich die Darstellung des Unterschiedes zwischen dem einst hässlichen und dem hernach als Ideal proklamierten schönen Protagonisten Krall: dieser findet nämlich im Kopf des Zusehers statt.