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Aufführung

Affentheater

Was machen Sie, gefangen in einer scheinbar ausweglosen Situation, ohne Möglichkeit auf Hilfe, einer fremden Macht und deren Wünschen ausgeliefert? Wiedersetzen oder den Wünschen entsprechen? Warten auf die Chance zum Ausbruch oder gar Selbstaufgabe bis zum letzten Entschluss?

Dieses immer wiederkehrende Grundschicksal lebendiger Wesen, das wir in seiner härtesten Weise aus der Vergangenheit sehr eindringlich mit Entsetzen vielfach kennen und auch gegenwärtig oft unmittelbar erleben müssen, ist aber auch in viele beinah alltägliche Lebenssituationen für das Individuum als auch für die „Gruppe“ transponierbar.  Wo hört die Freiheit der eigenen Wünsche auf, wo beginnt jene des anderen? Wie gehen wir mit Macht um, die uns vermeintlich gegeben ist, der wir plötzlich ausgeliefert sind?

Der Protagonist, Rotpeter, ist im wahrsten Sinn ein solcher, da er sich auf der Suche nach einem Ausweg aus seiner Gefangenschaft aktiv für das Leben entscheidet. Der Preis dafür ist die anfängliche Unterdrückung seiner Natur und die Kraft – die sich später in bewussten Willen umwandelt – aufzubringen, Mensch-Sein zu lernen. Rotpeter ist ein Affe; der Affe in Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“. Die Umwandlung die Rotpeter durchmacht bringt ihm zwar nicht die als Affe gelebte Freiheit zurück, jedoch den Ausweg, um dem es ihm stets (auch als Affe!) gegangen ist. Er beobachtet, imitiert und lernt deshalb zu handeln, wie die Menschen von denen er umgeben ist – was ihm den einen oder anderen Rausch einbringt. Er beginnt sogar in ihrer Sprache zu sprechen und erreicht damit einen menschlichen Status; beinah übermenschlich, da er einen seiner Lehrer in die Nervenanstalt bringt. Auch wenn Rotpeter seinen Bericht mit der Erkenntnis schließt „Im ganzen habe ich jedenfalls erreicht, was ich erreichen wollte.“. bleibt das bedrückende Gefühl der Entfremdung vom Selbst, bei Rotpeter wie auch dem Zuseher.

In der trotz der Thematik immer wieder auch humoresken, feinfühligen Produktion der schaubühneGraz unter der Regie von Christian M. Müller hält uns der Grazer Schauspieler Daniel Doujenis im Kulturzentrum bei den Minoriten (ImCubus) diesen Spiegel der menschlichen Zivilisation vor, und dies von Beginn an.

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Pension Schöller einmal anders

Ich hatte das Glück im Breisgauischen Freiburg (Schwarzwald) einer sehr ungewöhnlichen Inszenierung von „Pension Schöller“ beizuwohnen. Im wunderschönen Innenhof des örtlichen Rathauses gibt sich das Wallgraben Theater die Ehre. Als Sommerproduktion wird heuer das beliebte Lustspiel Pension Schöller von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs aus dem Jahre 1890 inszeniert. Wer bis einschließlich 5. September 2010 vor Ort ist, sollte sich diese Aufführung ansehen.

Gespielt wird nach dem Original (und natürlich nicht nach der herrlichen Wiener Variante von Hugo Wolf aus den 70gern). Nicht nur jene für österreichische Ohren ungewohnten Dialekte (schwyzerdütscht, berlinerisch, schwäbisch) bestechen, sondern vorallem die gewagte, aber gelungene Inszenierung von Andreas von Studnitz, der dem schönen Innenhof zum Trotz die handelnden Figuren in eine beinah surreale, puppentheaterhafte Ebene verführt. Durch die komplett schwarze Bühne und die „verkürzten“ Beine der Schauspieler (die Bühne ist bis auf Kniehöhe verdeckt; die Füße der handelnden Personen wurden durch auf Kniehöhe aufgebrachte Schuhe dargestellt) sowie die auffällige Kostümierung/Schminke erhielt das Stück einen ungewohnten aber starken, fast traumatischen Charakter. Die Leistung der Schauspieler und die musikalische Verstärkung tun ihr übriges für einen gelungenen Freilufttheater Abend.

Lassen Sie es sich auch nicht entgehen, was passiert, wenn die Glocke des Rathauses wie gewohnt zu jeder Viertelstunde schlägt.

Rathausgasse 5
79098 Freiburg im Breisgau, Deutschland