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Bodo

Bunter Abend mit Viktor Kafka

Sie kennen Viktor Kafka nicht? Dann sehen Sie sich „Amerika“ im Schauspielhaus Graz an.

„Amerika“; ein Roman der eigentlich „Der Verschollene“ heißen hätte sollen, hätte ihn Franz Kafka vollendet. Und irgendwie verschollen kam einem der Protagonist Karl Rossmann in der Inszenierung von Viktor Bodó auch vor. Geschluckt vom Handlungsstrom, vom Karusell der ständig wechselnden Bühnenbilder, der vielen turbulenten Szenen und Figuren, mitgerissen und rausgeworfen zugleich. Anders als bei Turrinis „Der Riese vom Steinfeld“ – gesehen neulich am Wiener Volkstheater – kann man sagen, dass der Fokus weniger an der (für meinen Geschmack ebenso wie beim „Steinfelder Riesen“ zu naiv verhalten interpretierten) Hauptfigur denn vielmehr am ganzen Ensemble gelegen ist, das wahrlich einiges auch teilweise Akrobatisches zu tun hatte. Die unermüdlichen beachtlichen schauspielerischen wie körperlichen Leistungen der Darstellenden gehört wie in vielen Produktionen von Bodó zum Markenzeichen des schnellen Stückes. Auch Kafka selbst scheint ein Opfer des bunten Tempos geworden zu sein; und somit ist etwas Neues, Eigenes entstanden, dass es sich sehr lohnt genossen zu werden. Der Ideenreichtum von Bodó grenzt am Machbaren des Hauses und bestimmt den ganzen Abend; Kafkaeskes blitzt dennoch an wenigen Stellen durch, die dann durch eine geradezu „haneksche Ruhe“ dominiert werden.

Sie wollten ein Konzert von Ludwig Hirsch besuchen und fanden sich bei Falco wieder – anders aber interessant zu gleich!

Disney in Graz

Wenn man von den (hier mal wirklich passenden) Obszönitäten absieht findet man sich bei Victor Bodós Inszenierung von Shakespeare´s  „Ein Sommernachtstraum“ im Schauspielhaus Graz in einer dreidimensional fleischgewordenen Disneywelt wieder. Tempo, Sing/Sang, Figuren und vorallem komikhafter Witz jagen und ergänzen sich in einem turbulentem herzhaften Durcheinander, dass so gespickt ist mit Abwechslung und Ideen wie Puck´s (hervorragend gespielt von Thomas Frank) ständig wechselnde Kostüme. Selbstironie, Doppelbödigkeiten und Realitätsbezug sind ebenso geschickt eingebaut wie das intelligente, der Handlung variabel dienende und (zum Glück) wenig bunt gehaltene Bühnenbild (von Pascal Raich); rasche Ortswechsel, Verschiebung der Vertikalen und Horizontalen werden so spielerisch und fürs Publikum sehr glaubwürdig gespielt blitzschnell möglich.  Es ist ein abendfüllender Genuss dem bekannten Treiben in dieser erfrischenden Form beizuwohnen. Die Premierennervosität ignorierend kann man zweifellos sagen, dass das gesamte Ensemble hier wahrlich Großes vollbringt!

Mein Tipp: Anschauen; überraschen lassen!