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Eliot

Mord im Dom

Am Sonntag dem 14. November wurde ich Zeuge eines abscheulichen, niederträchtigen Verbrechens, ich wurde Zeuge vom „Mord im Dom“. Richtigerweise war es ein Mord im prunkvollen, bis zum letzten Platz ausverkauften, angenehm beheizten Grazer Mausoleums, das seine Pforten für die Spielgemeinschaft Hohenrain öffnete, die dieses Stück – teils mit den selben Darstellern – vor 32 Jahren in der Rupertikirche erstmals aufführte und seitdem mit anhaltendem Erfolg mittlerweile als „Schlossspiele Reinthal“ jährlich 2 Produktionen auf die Beine stellt.

T.S. Eliot beschreibt darin in Versform die letzten Tage von Thomas Becket dem Erzbischofs von Canterbury. Als er nach 7 jähriger Verbannung aus Frankreich zurückkehrt, stellen sich 3 Versucher (die ersten drei Versuchungen Christi) ein, die seinen inneren Seelenkampf versinnbildlichen. Die vierte Versuchung, war der Grund meiner besonderen Aufmerksamkeit, wurde sie doch von unserem „Mariahilfer“ Walther Nagler dargestellt, der den Erzbischof (hervorragend und bewundernswert textsicher von Franz Halbedel verkörpert) mit seiner überzeugenden Darstellerkraft dazu bringen will, aus Ruhmsucht das Schicksal des Martyrers anzustreben. (…“Die letzte Verführung ist der größte Verrat, das Richtige aus dem falschen Grund zu tun.“…)

Nun, der von Heinrich II beauftragte Mord an Becket – von den vier Versuchern (Ritter) – verübt, ist allgemein bekannt. Mir gefiel jedoch besonders der Bruch in der Inszenierung von Burkhard Minisdorfer, die Verteidigungsreden der Mörder am Schluss des Dramas betont locker, verständnisheischend & menschlich darzustellen. Das Publikum und ich wurden so überrascht und schwankte zwischen Abscheu & Faszinosum. Ein Eindruck, der noch länger in der Magengrube blieb.