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2006 – Don Gil von den grünen Hosen

2006 - Don Gil von den grünen Hosen

Verwechslungskomödie mit Gesang
von Tirso de Molina


Die Personen und ihre Darsteller:

Dona Juana Alice Bolterauer
Quintania Klaudia Gollner
Caramanchel Gerhard Wonisch
Don Pedro Thomas Weinhappl
Don Martin Jörg Zazworka
Osorio Walther Nagler
Dona Ines Ulrike Zazworka
Don Juan Peter Gollner
Dona Clara
Petra Kelz
Don Diego Herwig Stiegler
Don Antonio Walther Nagler
Gitarre Robert Lepenik
Licht Ruth Bolterauer
Kostüme / grüne Hosen Helga Hallwachs
Regie und Gesamtleitung Alice Bolterauer
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Zum Author

Tirso de Molina geb. 1579 in Madrid; gest. 12. März 1648 in Almazán, Provinz Soria
Tirso de Molina wurde 1584 in Madrid geboren, trat 1601 in den Mercedarierorden ein und lebte von 1606 bis 1615 in einem Kloster in Toledo, wo er Lope de Vega, sein künstlerisches Vorbild, kennen lernte. Nach einem kurzen Aufenthalt im fernen Santo Domingo etablierte sich Tirso in Madrid, wo er durch seine Erfolge als Bühnenautor Kontkate zu literarischen Kreisen und auch Zutritt zum königlichen Hof erhielt. Die Personalunion von Bühnendichter und Geistlichem war allerdings nicht unproblematisch. Das überaus rege Theaterleben in Madrid, an dem Geistliche maßgeblichen Anteil hatten, begann den Unwillen des hohen Klerus hervorzurufen. Eine von Philipp IV. eingesetzte Kommission beschloss 1625 auch Sanktionen gegen Tirso de Molina wegen des angeblich zu profanen und unmoralischen Charakters seiner Dramen. Tirso musste Madrid verlassen und seine Kontakte zum Hof abbrechen, zunächst verfasste er auch keine Theaterstücke mehr. Erst 1635 kehrte er nach Madrid zurück. 1648 starb er nach Jahren der Zurückgezogenheit in einem Kloster bei Soria.

Zum Werk

Don Gil von den grünen Hosen
„Oh, ist das ein Theater“ (Quintania)
Spanische Verwechslungskomödie mit Gesang Erstaufführung 1635 Madrid

„Die Handlung ist schwer auf das erstemal zu fassen“, schrieb A. Schaeffer über das Stück „Don Gil von den grünen Hosen“ udn in der Tat seufzen nicht nur die Figuren des Stücks selbst über die Verworrenheit der Handlung („Oh, sehe Sie nicht, meine Herren, dass das nur die rachsüchtige Seele der verstorbenen Dona Juana sein kann, die alles in Verwirrung bringt?“), sondern auch als Zuseher und Zuseherin hat man mitunter Probleme, sich in dem Wirrwarr aus Verkleidungen, Verwechslungen, falschen Nachrichten und bewussten Irreführungen zurechtzufinden. Wie hier Dona Juana dem treulosen Geliebten Don Martin nachreist, wo er unter dem falschen Namen Don Gil die reiche Erbin Dona Ines heiraten will, und wie Juana selbst ebenfalls unter dem falschen Namen Don Gil „von den grünen Hosen“ nicht nur die ganze Frauenwelt rebellisch macht, sondern sich letztlich auch den Geliebten zurückholt, das gibt Anlass zu einem bunten Spektakel. Rollentausch, Geschlechterwechsel und Doppelgängertum provozieren eine Reihe paradoxer udn immer mehr in die Irre führender Szenen, in denen Gestrüpp auch die Protagonistin selbst zu Fall zu kommen droht, würde nicht in dem etwas abrupt zustande kommenden happy end alle Rätsel gelöst udn alle Sorgen weggelacht.

Tirso de Molina (eigentlich Fray Gabriel Tellez) zählt neben Lope de Vega (1562-1635) und Calderón de la Barca (1600-1681) zu den Hauptvertretern des spanischen Theaters im sogenannten „Goldenen Zeitalter“ („siglo de oro“). Alle drei sind in einer Epoche tätig, in der Spanien sowohl in militärisch-politischer wie auch in künstlerisch-kultureller Hinsicht einen Höhepunkt erlebt. Neben den politischen Erfolgen in Europa, den Entdeckungen und Eroberungen in Übersee, neben den religiösen Aufbrüchen und sozialen Umbrüchen erlebt auch das Theater eine Hochkonjunktur, die insbesondere durch Lope de Vegas Neuerungen auf dem Theater befördert und befestigt wird. Lope de Vega nennt die von iohm veränderte und durchgesetzte Komödie eine „neue Komödie“ („comedia nueva“) udn sie unterscheidet sich vom herkömmlichen Lustspieltheater vor allem durch die Orientierung am Publikumsgeschmack – bei Wahrung eines gewissen qualitativen Niveaus. Die „neue Komödie“ des Lope de Vega ist weder für ein elitäres Gelehrten – noch für ein höfisches Aristokratenpublikum geschrieben, sondern für das „Volk“, für die Bürgerschicht in den Städten, insbesondere in Madrid. Tirso de Molina, der heute ja hauptsächlich als Verfasser des ersten „Don Juan“-Stücks bekannt ist, ahmt in seiner Komödienproduktion das Vorbild Lope de Vegas nach, das er nicht wesentlilch verändert. Auch bei ihm stehen Unterhaltung und Spaß am Spiel an vorderster Stelle. Es geht nicht darum, der Gesellschaft einen satirischen Spiegel vorzuhalten oder die Politik der Zeit zu kritisieren, sondern allein darum, auf vergnügliche Weise Themen der Zeit aufzugreifen und spielerisch damit umzugehen. „Oh, ist das ein Theater“, lautet nicht zufällig immer wieder der Kommentar Quintanias.

Ort der Komödienhandlung ist Madrid. Madrid, das zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung des „Don Gil“ (1635) erst seit kurzem spanische Hauptstadt ist, erlebt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine Blüte in kultureller Hinsicht. Es wird zur Theatermetroploe schlechthin. Erste feststehende Theater werden geschaffen, erste fixe Theatergruppen bestellt, die einen großen Verschleiß an immer neuen Stücken aufweisen. Daraus resultiert die oft so unglaublich hohe Anzahl produzierter Stücke. So sind allein von Lope de Vega ca. 500 Stücke erhalten geblieben, Calderón de la Barca hat immerhin noch 265 Dramen verfasst und von den über 300 Bühnenwerken Tirso de Molinas sind 80 Stücke überliefert. Unter diesen Stücken waren neben den Fronleichnamsspielen („auto sacramental“) und den „comedias de ruido“ vor allem dioe sogenannten Mantel- und Degenstücke („comedia de capa y espada“) beliebt. In diesen Stücken ging es vorwiegend um Liebe, Eifersucht udn Ehre. Auffallenderweise sind es in diesen Stücken immer wieder Frauen, die die Initiative ergreifen, die an der Grenze zur Unehre agieren, um ihre Ehre zu retten und ihr Glück zu stiften. Auch Tirso de Molinas Dona Juana gehört zu diesem Frauentyp. Couragiert und selbstbewusst nimmt sie den Bruch der Konventionen und Tabus in Kauf, um die Ordnung von ehre, Liebe und Glück wieder herzustellen. So wird am Ende des Stücks der status quo wieder restituiert, freilich ist aber dabei nicht zu übersehen, dass niemand „ungeschoren“, sprich unverändert davongekommen ist. Keiner und keine wird mehr naiv und unversehrt an die Liebe glauben können, aber alle werden sie weiterhin damit fortfahren, so zu tun als ob.

Texte von Alice Bolterauer