Posse in drei Akten
von Johann Nepomuk Nestroy
Die Personen und ihre Darsteller:
Kauz, Spekulant | Jörg Zazworka |
Frau von Erbsenstein | Klaudia Gollner |
Herr von Gigl, ihr Bräutigam | Gerhard Wonisch |
Schnoferl, Winkeladvokat | Walther Nagler |
Knöpfel, Schneidermeister | Peter Gollner |
Madame Storch, seine Schwester, Schneiderin | Petra Kelz |
Rosalie, Schneiderin | Esther Murg |
Sabine, Schneiderin | Ulrike Zazworka |
Peppi, Schneiderin | Isabel Flotzinger |
Thekla, Stickerin | Anna Ranftl |
Raoul, Friseur und Stylist | Alexander Gollner |
Dominik, Bedienter bei Kauz | Thomas Weinhappl |
Piano | Gudrun Topf |
Choreografie | Esther Murg |
Regie und Gesamtleitung | Ulrike Zazworka |
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Wir danken | |
KIKA Graz für das Sofa | |
Monika Marcak | für die Näharbeiten |
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Zum Author |
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Johann Nepomuk Nestroy | geb. 7. Dezember 1801 Wien, gest. 25. Mai 1862 Graz |
Nestroy sollte eigentlich Jurist werden wie sein Vater. Doch von jener „Theatromanie“ ergriffen, die in Wien stets in der Luft lag, wandte er sich der Bühne zu, zunächst als Sänger, der als Sarastro in der „Zauberflöte“ debütierte, dann als Schauspieler. 1831 fasste er als Komiker, zu dem er sich hauptsächlich in seinem Grazer Engagement entwickelt hatte, im Theater an der Wien Fuß. Bald zählte er zu den beliebtesten Volksschauspielern und Possendichtern. 1845 siedelte er mit dem Direktor Carl, der ihn entdeckt hatte, in das Theater in der Leopoldstadt über, an dessen Stelle 1847 das Carl-Theater trat. Nach Carls Tod (1854) leitete Nestroy selbst diese Bühne bis 1860. Dann zog er sich zurück und verbrachte seinen Lebensabend in Graz und Ischl. 1861 und 1862 sehen ihn die Wiener in zwei längeren Gastspielen wieder; seine letzte Rolle war der Knieriem in „Lumpazivagabundus“. Ganz Wien war bei seiner Beerdigung auf den Beinen, um einem seiner größten Lieblinge das letzte Geleit zu geben. (Quelle: Reclams Schauspielführer, 19. Auflage) | |
Zum Werk |
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Das Mädl aus der Vorstadt oder Ehrlich währt am längsten |
„Der Stadtgraben bildet die Grenze von meinem Herzensrevier, und noch nie hab’ ich meine Leidenschaften über a Glacis getragen.“ (Kauz) |
Posse in drei Akten | Erstaufführung 24. November 1841, Theater an der Wien |
Das Stück wurde bei seiner Erstaufführung im November 1841 mit Nestroy in der Rolle des Schnoferl enthusiastisch aufgenommen, und blieb lange eine seiner beliebtesten Komödien, was man an den 81 Aufführungen bis zu seinem Tod im Jahr 1862 messen kann. Jedoch verschwand es, wie die meisten anderen auch, danach von der Bühne: Nestroy könne ohne Nestroy nicht gespielt werden, zu einzigartig seien seine Gestik und Mimik, seine virtuose Sprachkunst gewesen. Erst im Jahr 1941, in einer Aufführung des Wiener Burgtheaters, feierte diese Posse seine Auferstehung und ist seither ein Fixpunkt auf den Spielplänen deutscher, österreichischer und Schweizer Theater. Die Vorlage für dieses Stück ist „La Jolie Fille du faubourg“ (Comédie-Vaudeville, tirée du roman de P.d. Kock, Paris 1840); die Grundhandlung folgt meist dieser Vorlage, doch Nestroys Genie macht daraus ein eigenständiges, durch und durch österreichisches Werk mit drastischer Situationskomik, welches auch nicht an Gesellschaftskritik spart. Dies zeigt sich an der beinahe Molière-haften Figur des ältlichen, aber sein Alter verbergen wollenden Schürzenjägers und Spekulanten Kauz, der trotz aller Gewissenlosigkeit, die bis ins Verbrecherische hinein reicht, eine Stütze der Gesellschaft bleibt. Eine Gesellschaft der Wohlsituierten, in der auch der schüchterne Liebhaber Gigl und die prestige-besorgte, aber gutartige Frau von Erbsenstein ihren Platz haben. Der Außenseiter Schnoferl jedoch, eine armselige Erscheinung, schüchtern und erfolglos mit Frauen, ist all diesen mehr oder weniger fragwürdigen Gestalten, denen er in den Weg gerät oder tritt, innerlich überlegen – an Witz, Geist und Güte – und wird mit Selbstironie und ins Mark treffenden Wahrheiten zu einem Intriganten für das Gute. Ihn spielte Nestroy, und er verkörperte wie fast immer die Zentralfigur Nestroyscher Stücke, den Nestroyschen Geist: resigniert-amüsierte Einsicht in die Unberechenbarkeit des Schicksals („Na, der Mensch muß nit alles auf einmal begehr’n“) und in die Paradoxa und verborgenen Motive der Menschen; schnoferln bedeutet im Wienerischen „schnuppern“ und „herumspüren“. Seine Funde bringt er in zahlreichen Sentenzen und Aphorismen zur Sprache, an sich schon komische Situationen werden durch sprachliche Ironie oder Kontrast zum Sprachwitz. |