Lustspiel von Heinrich von Kleist
Der Krug, das wertvolle Familien-Erbstück, wurde letzte Nacht in Evas Kammer von einem dreisten Eindringling zerbrochen. Ein Fall für Dorfrichter Adam, findet die empörte Mutter Magdalena Rull; Strafe für Evas frechen Verlobten Ruprecht muss sein! Doch Richter Adam ist am heutigen Gerichtstag nicht gut in Form: er hat sich aus geheimnisvollen Gründen über Nacht einige Verletzungen zugezogen, und nun sagt sich auch noch der strenge Gerichtsrat Walter von Waltersberg an, um Richter Adams Amtsgeschäfte zu überprüfen
Die Personen und ihre Darsteller: |
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Walter von Waltersberg, Gerichtsrat | Peter Gollner |
Adam, Dorfrichter | Jörg Zazworka |
Ferdinand Liechtl, Schreiber | Walther Nagler |
Frau Magdalena Rull | Klaudia Gollner |
Eva, deren Tochter | Esther Murg |
Frau Cäcilia Dimpfl | Petra Kelz |
Ruprecht, deren Sohn | Thomas Weinhappl |
Frau Theresia Scheibl, Nachbarin | Karin Huditz |
Gretl, eine Magd | Anna Ranftl |
Piano | Gudrun Topf |
Bühnenbild | Karin Huditz Thomas Weinhappl |
Licht | Alex Gollner |
Maske | Anna Ranftl |
Kostüme und Liedtexte | Petra Kelz |
Regie und Gesamtleitung | Ulrike Zazworka |
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Wir danken | |
Monika Marcak | Herstellung des Kruges |
Dunja Linortner | Fotos |
Salon Elisabeth, Elisabeth Ranftl | Liechtls Bart |
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Zum Author |
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Heinrich von Kleist | geb. 18 Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder gest. 21. November 1811 am Wannsee bei Potsdam |
Kleist stammte aus einer alten preußischen Offiziersfamilie. Zunächst wurde er, gemäß der Familientradition, Soldat, nahm jedoch 1799 als Leutnant seinen Abschied, um zu studieren. Nach nur drei Semestern brach er aber sein Studium ab. Ab 1801 führte er ein unstetes Wanderleben, welches ihn von Frankfurt an der Oder aus unter anderem nach Berlin, Paris und in die Schweiz führte. In dieser Zeit verfasste er sein erstes Drama, das Trauerspiel „Die Familie Schroffenstein“, und arbeitete auch an dem Trauerspiel „Robert Guiskard“. 1802 kam es zu einer denkwürdigen Begegnung zwischen Kleist und Wieland. Dieser war von einem mündlichen Vortrag des „Robert Guiskard“ vollauf begeistert. Doch Selbstzweifel plagten Kleist und in tiefer Verzweiflung zerstörte er sein eigenes Manuskript. Wieland sollte einer der wenigen bleiben, die Kleists Genie zu dessen Lebzeiten erkannten. 1804 fand Kleist eine Anstellung beim Finanzdepartement in Königsberg, welche er 1807 wieder aufgab, um sich ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit zu widmen. In seiner Zeit in Königsberg vollendete er den „Zerbrochenen Krug“ und arbeitete an dem Lustspiel „Amphitryon“, dem Trauerspiel „Penthesilea“ und an der Erzählung „Michael Kohlhaas“. 1807 zog Kleist nach Dresden, wo er zusammen mit dem Staats- und Geschichtsphilosophen Adam Müller das Kunstjournal „Phoebus“ herausgab, das jedoch nur ein Jahr bestehen konnte. Die Wirren der Napoleonischen Kriege führten ihn 1810 nach Berlin, wo er ein neues Zeitungsprojekt, die „Berliner Abendblätter“ übernahm. Aufgrund verschärfter Zensurbestimmungen musste die Zeitung jedoch bereits nach wenigen Monaten wieder eingestellt werden. Nach der Verhängung eines Aufführungsverbots für sein Drama „Der Prinz von Homburg“ fand sich Kleist in prekären finanziellen Verhältnissen wieder. Er war nahezu mittellos und litt an Depressionen, als er am 21. November 1811 zuerst seine Begleiterin, die krebskranke Henriette Vogel, mit deren Einverständnis erschoss und anschließend Selbstmord beging. | |
Zum Werk |
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Der zerbrochene Krug |
Adam: „… jetzt fallt mir wieder mein gehabter Traum ein“ Liechtl: „Und wie war der?“ Adam: „Selber angeklagt hab ich mich: ich war Kläger und Angeklagter in einem. Eine so eine Vorstellung! Nicht einmal im Traum dürft einem so was einfallen.“ |
Lustspiel in einem Akt | entstanden 1803 – 1806 Uraufführung am 2. März 1808 im Hoftheater in Weimar |
Der Kupferstich „Le Juge, ou la Cruche cassée“ von Le Veau, welcher im Zimmer von Heinrich Zschokke hing, war der Ausgangspunkt für einen Dichterwettstreit unter Freunden, welchen Kleist mit seinem Lustspiel für sich entscheiden konnte (er vollendete es allerdings erst 1806). Kleist war – als Kind seiner Zeit – natürlich mit den Klassikern vertraut, er wurde durch „La Cruche cassée“ an „König Ödipus“ von Sophokles erinnert. Es finden sich tatsächlich im „Zerbrochenen Krug“ einige Analogien zu diesem ältesten erhaltenen Enthüllungsdrama, wobei Ödipus jedoch nicht weiß, dass der Mörder des Lajus, den er sucht, er selbst ist. Richter Adam weiß jedoch sehr wohl, welche Verbrechen er begangen hat. Für den Zuseher ist gerade reizvoll und unterhaltsam, mit welchen Mitteln dieser versucht, seine Taten zu vertuschen. Nebenbei bemerkt, sogar der Klumpfuß ist klassisch inspiriert, bedeutet doch der Name Ödipus „geschwollene Füße“. Natürlich sind auch die Namen „Adam“ und „Eva“ symbolhaft und weisen auf den Sündenfall in der Bibel hin – hier allerdings mit umgekehrten Vorzeichen, da der korrupte Adam versucht, die unschuldige Eva zu verführen, was ihm jedoch nicht gelingt. Der Schreiber „Licht“ (bzw. „Liechtl“), intelligent und ambitioniert, merkt schnell, dass etwas nicht stimmt und bringt Licht in die Sache. Der Gerichtsrat „Walter“ (bzw. „Waltersberg“) erweist sich als unbeirrbarer Walter seines Amtes. Er bringt das Gerichtsverfahren formal in Gang und auch zu einem Ende. Auch diese Namen sind Programm. Die Geschehnisse laufen in rascher Folge ab, das Publikum fiebert der Aufklärung des Falles entgegen – nicht so bei der Uraufführung am 2. März 1808 im Hoftheater von Weimar. Das Stück wurde in drei Akte geteilt und somit völlig um seine Wirkung gebracht. Dies geschah auf Weisung des damaligen Direktors – eines gewissen Johann Wolfgang von Goethe. (Quellen: de.wikipedia.org, Reclams Schauspielführer 19. Auflage) |