Ich hatte das Glück im Breisgauischen Freiburg (Schwarzwald) einer sehr ungewöhnlichen Inszenierung von „Pension Schöller“ beizuwohnen. Im wunderschönen Innenhof des örtlichen Rathauses gibt sich das Wallgraben Theater die Ehre. Als Sommerproduktion wird heuer das beliebte Lustspiel Pension Schöller von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs aus dem Jahre 1890 inszeniert. Wer bis einschließlich 5. September 2010 vor Ort ist, sollte sich diese Aufführung ansehen.
Gespielt wird nach dem Original (und natürlich nicht nach der herrlichen Wiener Variante von Hugo Wolf aus den 70gern). Nicht nur jene für österreichische Ohren ungewohnten Dialekte (schwyzerdütscht, berlinerisch, schwäbisch) bestechen, sondern vorallem die gewagte, aber gelungene Inszenierung von Andreas von Studnitz, der dem schönen Innenhof zum Trotz die handelnden Figuren in eine beinah surreale, puppentheaterhafte Ebene verführt. Durch die komplett schwarze Bühne und die „verkürzten“ Beine der Schauspieler (die Bühne ist bis auf Kniehöhe verdeckt; die Füße der handelnden Personen wurden durch auf Kniehöhe aufgebrachte Schuhe dargestellt) sowie die auffällige Kostümierung/Schminke erhielt das Stück einen ungewohnten aber starken, fast traumatischen Charakter. Die Leistung der Schauspieler und die musikalische Verstärkung tun ihr übriges für einen gelungenen Freilufttheater Abend.
Lassen Sie es sich auch nicht entgehen, was passiert, wenn die Glocke des Rathauses wie gewohnt zu jeder Viertelstunde schlägt.
Rathausgasse 5
79098 Freiburg im Breisgau, Deutschland